Das USA-Special zum Wahljahr 2024 gibt Einblicke in die Anliegen und Geschichten junger Menschen in den USA, die eines der emotionalsten Wahljahre in der Geschichte des Landes erleben. Leser*innen erfahren mehr über Hürden im US-Wahlsystem, über politische Bildung in den USA und über die Themen, die für junge US-Amerikaner*innen 2024 wahlentscheidend waren.
Die USA haben abgestimmt. Mit eindeutiger Mehrheit haben sie ihren 47. Präsidenten gewählt und schicken damit den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump erneut ins Weiße Haus.
Schon Wochen vor der Wahl überall Einordnungsversuche: Erklärungen für die ideologischen Grabenkämpfe, das Bröckeln der einstigen Vorzeigedemokratie und das langsame Dahinsiechen des American Dream. Woran es letztendlich liegt, dass sich auch in den USA die Wähler*innen zunehmend für ultra rechts-konservative Politik aussprechen, vermag allein anhand der Größe des Landes kaum jemand final zu ergründen.
Fest steht: Das Land ist gespalten, die Interessen unterschiedlicher, emotionaler, extremer als jemals zuvor in seiner fast 250-jährigen Geschichte. Was die Zukunft bringt, ist unklar.
Mit Sorgenfalten blickt vor allem eine Gruppe in die Zukunft: Junge Menschen. Schon lange sind sie treibende Kraft sozialer Bewegungen in den USA: gegen Waffengewalt, Rassismus und Klimawandel. Gleichzeitig sind es vor allem Ängste wegen steigender Lebenshaltungskosten, die sie besorgt nach vorne schauen lassen. Auch für sie ist die Inflation eine der drängendsten innenpolitischen Fragen. Die Wirtschaft – in diesem Jahr das Thema, mit dem Wahlen auch mit Jugend-Stimmen gewonnen werden.
In den USA darf man ab 18 Jahren mitentscheiden, wer das Land regieren soll. 2024 stellte die GenZ über 40 Millionen potenzielle Wähler*innen, 8 Millionen von ihnen konnten zum ersten Mal ihre Stimme abgeben. Die Gruppe der 18 – 34-Jährigen ist damit eine entscheidende Wählergruppe, die häufig unter- und falsch eingeschätzt wird.
Wir möchten mehr darüber erfahren, wie junge Menschen in den USA 2024 auf Politik schauen. Welche Themen sind für sie ausschlaggebend? Wie informieren sie sich? Welche Veränderungen wünschen sie sich, um jungen Menschen mehr politische Teilhabe zu ermöglichen und welches Werkzeug gibt man ihnen an die Hand, um sich im System zurecht zu finden? Im Auftrag von IJAB haben zwei Journalistinnen mit jungen US-Amerikaner*innen gesprochen.
In diesem Special lernen Sie u. a. Nicole, Sila und Cristina kennen, die sich für mehr Teilhabe stark machen. Sie hören die Stimmen von Maya und May, die zufällig in eine Anti-Trump Demo stolperten und treffen auf Micah und Jameson, die mit ihrer Stimme für Trump auf wirtschaftlichen Aufschwung für sich, ihre Freunde und Familien hoffen.
Die Meinungen sind tiefgründig und teils kontrovers. Das auszuhalten ist nicht immer leicht. Es zeigt aber vor allem, dass junge Menschen sich für das Zeitgeschehen interessieren und viele von Ihnen sich durch Taten und Worte Gehör verschaffen wollen.
der jungen Wähler*innen nannten die Wirtschaft als das wichtigste Thema im Wahljahr 2024
davon gaben 2024 Donald Trump ihre Stimme
Es ist das Thema, das das ganze Land bewegt: Die Wirtschaft. Nach drei Jahren steigender Preise und stagnierender Löhne spüren besonders junge Menschen die sich verändernden Zeiten. Hinzu kommen hohe Studienkosten und niedrige Einstiegsgehälter. Die ökonomischen Standards früherer Generationen werden zur Utopie der Vergangenheit.
Besonders das Thema Wohnraum beschäftigt junge Menschen. Mieten sind in den vergangenen Jahren in den meisten Großstädten exorbitant gestiegen. In New York City, der teuersten Stadt der USA, zahlt man für eine Zweizimmer-Wohnung um die 4.500 USD. Zum Problem wird das vor allem für jüngere Menschen, die noch kein Eigenheim besitzen und zur Miete wohnen müssen.
Auch die Lebenshaltungskosten sind seit 2020 in die Höhe geschossen. Zwar ist das Tempo der Inflation im vergangenen Jahr deutlich abgeflacht, doch die Kosten steigen weiter und das Preisniveau von vor der Pandemie ist in weite Ferne gerückt.
Für viele weckt all das Ängste vor der Zukunft. Und egal, wie stark man von steigenden Preisen betroffen ist - die allermeisten hoffen, dass sich in der Zukunft etwas ändert.
Jameson, 18, aus Georgia hofft darauf, dass Donald Trump als neuer Präsident America wieder great mache, so der Student. “Das Schlüsselthema für mich ist die Wirtschaft. Ich habe vor allem realisiert, dass es für mich persönlich schwierig ist, mir als Student bestimmte Dinge leisten zu können.” Damit ist er nicht alleine: Vor allem bei jungen Männern konnte Donald Trump bei der Wahl 2024 große Zugewinne verzeichnen.
Damit einher geht auch die Erwartungshaltung, dass Trumps Sieg ganz unmittelbar die finanzielle Situation junger Menschen verbessern wird. In den sozialen Netzwerken schreiben Anhänger*innen von ihrer Freude, sich “endlich bald ein Haus kaufen zu können”, nun da Trump gewonnen hat.
Die Hoffnung ist, dass sich die Lage verbessert und sich der historische Trend, dass bei mehr Arbeit weniger am Ende rauskommt, umkehrt. Junge Menschen träumen von einer Zukunft, die vor allem eines ist: Komfortabel. Nach dem Studium einen Job finden, nach wenigen Jahren ein Haus kaufen, eine Familie gründen. Schulden- und Sorgenfrei für die Zukunft sparen, für das Alter vorgesorgt haben. Das ist der amerikanische Traum, der wieder näher rücken soll.
Junge Menschen waren sich im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2024 nicht einig, welche*r Kandidat*in das „Kosten-Problem“ am ehesten zu lösen vermag.
Im Themenkomplex "Lebenshaltungskosten/Inflation" setzten
auf die Republikaner
auf die Demokraten
auf eine andere Partei oder waren unentschlossen
Die USA sind auch in Sachen Klima ein Land der Extreme. Innerhalb der Landesgrenzen existieren Wüsten und tropische Wälder, es gibt Bundesstaaten mit ständigem Sonnenschein und solche mit Schneestürmen und monatelangen Frostphasen. Die vernichtende Kraft von Hurrikans, die immer wieder über das Land fegen, kostet viele Menschenleben.
Diese Vielfalt zeigt sich auch beim Klimaschutz. In den USA gibt es eine große Zahl Klima-Leugner*innen und gleichzeitig eine florierende Landschaft von Klimaschutz-Initiativen.
Bei jungen Menschen hat das Thema Klima meist höhere Priorität, als bei älteren Generationen. Trotzdem stand das Thema bei den Wahlen 2024 bei vielen hinter anderen zurück.
der jungen Wähler*innen nannten Klimaschutz als das wichtigste Thema bei der Wahl
Trotz dieser vergleichsweise geringen Zahl bleibt das Thema Klimaschutz ein wichtiger Faktor dabei, junge Menschen überhaupt zum Wählen zu mobilisieren.
der jungen Menschen, die Klimaschutz als wichtigstes Thema benannten, gaben auch an, dass sie mit "extrem hoher Wahrscheinlichkeit" wählen werden
der jungen Menschen, die Klima als wichtigstes Thema benannten, wählten demokratisch
Bei der New York Climate Week treffen sich jedes Jahr tausende Klima-Aktivist*innen aus der ganzen Welt, um über die Zukunft im Kampf gegen die Klimakrise zu diskutieren. Bei einem Panel der Organisation Sustaining all Life geht es explizit um die Rolle junger Menschen.
Rund zwei Dutzend junger Menschen sind zum Event gekommen. Es herrscht eine vertrauliche Atmosphäre. Gesprochen wird hier weniger über Maßnahmen und Ziele, Temperaturen oder Klima-Katastrophen. Stattdessen geht es viel um Frust und Hoffnung - jene Gefühle, die junge Klima-Aktivist*innen durchmachen - und darum wie man mit diesen Emotionen umgehen kann.
Einmal sollen sich die jungen Teilnehmenden in Kleingruppen gegenseitig ihr Herz ausschütten: Wird man gehört, als junger Mensch in der Gesellschaft? Wie fühlt es sich an, wenn alle im Raum älter sind, als man selbst? Wie kann man mit Hoffnungslosigkeit und Ängsten in der Zukunft umgehen?
Es wird Informationsmaterial ausgeteilt - zu systemischen und historischen Zusammenhängen, mit Werkzeugen für effektiven Klimaaktivismus und mit Anleitungen für Diskussions- und Gesprächsgruppen. Und es gibt Informationsmaterial mit Ratschlägen für die mentale Gesundheit von Klimaaktivist*innen.
Darin, dass junge Menschen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Klimakrise einnehmen, ist man sich bei dem Event einig. Im Vergleich zu Deutschland mag die Herangehensweise allerdings überraschen: Bei der Climate Week ist der Kampf gegen die Klimakriese nicht laut, aufbrausend und fordernd, sondern besonnen und achtsam. Es geht um die Gemeinschaft und um Mobilisierung, ums Brückenbauen und Informieren. Und es geht ums Wählen: Vote Climate steht auf den Aufklebern, die man am Ausgang kaufen kann, um die Organisation zu unterstützen.
Auf wen die Wahl fallen sollte, ist für Nicole klar: “Willst du wirklich für einen Kandidaten stimmen, der den Klimawandel, der die Zukunft für uns junge Wähler bestimmen wird, einen Hoax (Schwindel) nennt?”
Nicole, 22, ist aus Florida angereist. Sie studiert dort und ist in der Organisation Florida Student Power aktiv, in der sie sich dafür engagiert, junge Menschen zusammenzubringen, zu mobilisieren und zum Wählen zu motivieren. Die New York Climate Week ist für sie eine Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und mehr über die Arbeit anderer Organisationen zu lernen.
Ende Juni 2022 änderte sich für viele US-Amerikaner*innen scheinbar alles: Die Rechtsprechung, die in den USA fast 50 Jahre lang ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch garantierte, wurde durch ein Urteil des in den USA mit konservativer Mehrheit besetzten Obersten Gerichts, dem Supreme Court, aufgehoben.
Roe v. Wade war der Präzedenzfall, der landesweit geregelt hatte, dass Schwangere in den USA die Wahl haben und der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen nicht verwehrt werden darf.
Nun dürfen die Staaten selbst entscheiden, wie sie mit dem Thema umgehen wollen - in 13 Staaten wurden Schwangerschaftsabbrüche zwischenzeitlich komplett verboten.
Das hat teils fatale Folgen für die Rechte und die Gesundheit von Frauen und Menschen mit Gebärmutter. Schwangere müssen durch die strengen Vorgaben teils weit reisen oder lassen illegale Abbrüche vornehmen. Gibt es im Bundesstaat Ausnahmeregelungen für den Fall einer Bedrohung des Lebens der Mutter, müssen Ärzte bei medizinisch notwendigen Abbrüchen dennoch oft warten, bis eine wirklich lebensbedrohliche Lage festgestellt werden kann.
Die Harris-Kampagne nannte diese Regelungen im Wahlkampf 2024 Trump Abortion Bans. In seiner ersten Amtszeit besetzte Trump gleich drei Richter*innenposten im Supreme Court mit Menschen, die für ihre konservative Auslegung des Rechts bekannt waren. Sie urteilten schließlich, wie bereits vorausgesehen, dass Roe v. Wade nicht rechtskräftig sei.
Die Demokraten erklären sich zu den Beschützer*innen der Rechte von Frauen und gewannen damit auch die Stimmen junger Menschen für sich.
befragter junger Menschen gaben an, dass 2024 das Recht auf Abtreibung das wichtigste Thema bei der Wahl für sie war
davon wählten 2024 demokratisch
Massenschießereien gab es 2023 in den USA
Kinder kommen jährlich in Kontakt mit Waffengewalt
Todesursache bei Heranwachsenden in den USA sind Schusswaffen
Alles in Uvalde, Texas, erinnert an eine tiefe Wunde. 21 Menschen wurden im Mai 2022 in der Robb Elementary Grundschule von einem Schützen erschossen, darunter 19 Schüler*innen und zwei Lehrerkräfte.
Zwei Jahre später bleiben ein unaussprechlicher Verlust und Denkmäler, die an die Ermordeten erinnern sollen. Die Kreuze rund um den Springbrunnen am Stadtkern sind aufwendig dekoriert und gepflegt. An diesem Freitag ist Autorin Sarah Sendner die einzige Besucherin.
Uvalde ist zum Mahnmal der Waffengewalt in den USA geworden. Kimberly Mata-Rubio, die Mutter einer erschossenen Robb-Schülerin, schilderte beim Parteitag der Demokraten im August noch eindrücklich ihren Verlust und ihren Kampf für mehr Regulierung. Doch seitdem ist es stiller geworden um das Thema.
Waffenbesitz ist ein Grundrecht in den USA. Die mächtige Waffenlobby National Rifle Association (NRA) gibt sehr viel Geld dafür aus, dass Waffenbesitz nicht verboten oder weiter reguliert wird.
Das Thema ist kontrovers. Sogar die demokratische Kandidatin Kamala Harris bemühte sich während ihrer Kampagne, sich als Verteidigerin des Rechts auf Waffenbesitz zu positionieren und stellte in Interviews mehrmals klar, dass sie und ihre Nummer zwei, Tim Walz, selbst Waffen besitzen.
der befragten jungen Menschen haben Waffengewalt als wichtigstes Thema bei der Wahl 2024 benannt
davon wählten demokratisch
Diese Antwort hört man oft bei Fragen zum US-Wahlsystem. Tatsächlich ist der Gang zur Urne in den USA mit einigen Hürden verbunden. Diese sind vor allem dann besonders hoch, wenn man zum ersten Mal wählen möchte.
Kritiker*innen sagen, dass das US-Wahlsystem insbesondere junge Menschen benachteiligt und das Wählen für sie erschwert.
Die Regelungen zum Wahlrecht fallen je nach US-Bundesstaat unterschiedlich aus. In vielen Staaten wird Vorbestraften oder Menschen, die eine laufende Haftstrafe verbüßen, das Wahlrecht entzogen. Gleiches gilt für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Grundsätzlich von der Stimmabgabe ausgeschlossen sind auch US-Staatsbürger*innen, die in einem US-Außenterritorium wie Puerto Rico oder Amerikanisch-Samoa leben (2024: 3,6 Mio. Menschen).
Grundsätzlich sind das Staatsbürger*innen
Bei diesem letzten Schritt, der Registrierung zur Wahl, wird es kompliziert...
Wer in den USA an einer Wahl teilnehmen möchte, muss sich zunächst ins Wahlregister des jeweiligen Bundesstaates eintragen lassen. Die Initiative dazu liegt voll und ganz bei den Bürger*innen.
Für die Eintragung ins Wahlregister gibt es viele Voraussetzungen. Welche dies sind und wie die Registrierung im Einzelnen möglich ist, unterscheidet sich in den Einzelstaaten. Oft ist es möglich, sich online zu registrieren, in manchen Bundesstaaten ist eine Registrierung in Kombination mit bestimmten Behördengängen möglich.
Sicher ist, dass man sich ausweisen können muss. Welche Ausweise im Einzelnen zugelassen sind, ist dann wieder von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich.
Das gängigste Ausweisdokument in den USA ist der Führerschein. Doch was, wenn er in einem anderen Bundesstaat ausgestellt wurde, als der in dem man zum Zeitpunkt der Wahl lebt? Was, wenn man gerade für das Studium umgezogen ist oder noch keinen (neuen) Führerschein hat? Für all das gibt es natürlich Sonderregeln.
Auch das Alter, ab dem man sich zum Wählen registrieren darf, variiert und die Bundesstaaten haben jeweils eigene Regeln, ab wann ein Wohnsitz als dort etabliert gilt und man entsprechend in diesem Staat auch wählen darf.
All diese Regeln bedeuten vor allem eins: Arbeit.
Wähler*innen müssen sich informieren, Fristen einhalten, Dokumente richtig ausfüllen und an die richtigen Stellen einschicken. Für junge Wähler*innen ist das besonders herausfordernd.
der 18-24-jährigen US-Amerikaner*innen waren 2020 zum Wählen registriert
weniger als der Landesdurchschnitt
Der Anteil der registrierten Menschen steigt entsprechend mit dem Alter.
Komplexe Vorgänge und Bürokratie stellen weitere Hürden dar. Ein entscheidender Faktor dafür, ob junge Menschen sich zum Wählen registrieren und schlussendlich wählen, ist daher auch ihr Bildungsstand. Universitäten bieten zudem häufig direkt auf dem Campus Unterstützung für Studierende an, um diese zur Registrierung zu bewegen. Nicht alle können auf diese Ressourcen zurückgreifen.
2024 bleibt die Wählerregistrierung ein wichtiges Thema. In vielen Staaten gab es teils große Abweichungen zu den Quoten der vorherigen Wahl.
Vorwahlen gehören als politische Tradition fest zu den Wahlen in der US-amerikanischen Präsidialdemokratie.
Es gibt zwei Arten von Vorwahlen bzw. Nominierungsverfahren bei den US-Präsidentschaftswahlen: Caucuses und Primaries.
Als Caucus bezeichnet man von den Parteien finanzierte und organisierte Versammlungen, in deren Rahmen in offener Abstimmung über die Nominierung eines*einer Kandidat*in für ein politisches Amt, z. B. das des*der Präsident*in entschieden wird.
Primaries werden von den jeweiligen Bundesstaaten finanziert und organisiert. Es wird zwischen offenen (open) und geschlossenen (closed) Primaries unterschieden. Bei Open Primaries können Wähler*innen einmal ihre Stimme für eine Person, egal welcher Partei, abgeben. In Closed Primaries dürfen Wählerende, die Mitglied einer der Parteien sind, auch nur für Personen dieser Partei abstimmen.
Ob Caucuses oder Primaries durchgeführt werden, hängt vom Bundesstaat ab. Die große Mehrheit der Bundesstaaten führt Primaries durch.
Die Vorwahlen geben Wähler*innen die Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, wer für die Parteien als Kandidat*in um das Präsidentschaftsamt ins Rennen geht. Sie gipfeln im Nominierungsparteitag, beim dem die im Rahmen der Vorwahlen gewählten Delegierten aus allen Bundesstaaten die Kandidat*innen ihrer jeweiligen Partei offiziell nominieren.
Junge Menschen bleiben lieber unparteiisch: "Wir haben erlebt, wie es zu Faustkämpfen am Familientisch kam, wegen der einen oder der anderen Partei", sagt Sila.
Wer als unparteiisch registriert ist, dem bleibt allerdings die Stimmabgabe bei den in den USA wichtigen Vorwahlen verwehrt - und das hat weitreichende Konsequenzen.
Angenommen, man lebt in einem Bezirk, der entweder klar demokratisch oder klar republikanisch ist, wie z. B. Manhattan. Dass hier ein*e Republikaner*in eine Wahl gewinnt und beim Nominierungsparteitag in Washington den Bezirk Manhattan vertritt, ist mehr als unwahrscheinlich. Die Frage ist hier eher, wer von den demokratischen Kandidat*innen nach Washington geschickt werden soll. Das wiederum wird in den Vorwahlen entschieden. "Die Vorwahlen bestimmen über 80 Prozent der Sitze” beim Nominierungsparteitag, sagt Sila.
Wer nicht als Demokrat*in zum Wählen registriert ist, darf an diesen Wahlen aber nicht teilnehmen und kann somit keinerlei Einfluss auf die Nominierung nehmen.
Mit ihrem Gesetzesvorhaben will Sila das für zukünftige Wähler*innen ändern.
Vier Dinge müssen sich ihrer Meinung nach ändern, um mehr junge Menschen zum Wählen zu mobilisieren:
Das Registrierungs-Alter zum Wählen senken
In den meisten Staaten darf man sich ab 16 oder 17 Jahren zum Wählen registrieren. In manchen Staaten aber erst dann, wenn man vor der Wahl 18 Jahre alt wird. Setzt man das Alter für die Wahlregistrierung herab, könnte das jungen Menschen mehr Zeit geben, sich zu registrieren.
Automatische Wählerregistrierung an staatlichen Schulen
Schulen erfassen die Daten ihrer Schüler*innen ohnehin. Mit einer automatischen Registrierung würde mindestens ein Extraschritt wegfallen, z. B. das Ausfüllen eines komplexen Dokuments zur Registrierung.
Wahlalter bei lokalen Wahlen auf 16 senken
In den gesamten USA gilt 18 Jahre als Wahlalter. Durch eine Absenkung des Wahlalters bei lokalen Wahlen könnten junge Menschen das Wählen “üben” und sich bereits früher mit politischen Themen auseinandersetzen.
Semi-offene Primaries: Auch ohne politische Richtung an Vorwahlen teilnehmen
Demokratisch, republikanisch, oder neutral? Bei der Wählerregistrierung muss man sich für ein Kästchen entscheiden. Wenn es um die Vorwahlen geht, darf man dann nur bei “seiner” Partei abstimmen. Öffnet man die Primaries, dürften auch “neutral” registrierte Wählerinnen und Wähler einen Antrag stellen, um an den Primaries einer der beiden Parteien teilnehmen zu dürfen.
Ein neues Gesetz im Bundesstaat New Hampshire sieht etwas vor, dass aus deutscher Perspektive zunächst völlig normal erscheinen mag: Alle zum Wählen registrierten Menschen sollen an der Wahlurne ihre Staatsbürgerschaft eindeutig nachweisen müssen, indem sie z. B. einen Reisepass oder eine Geburtsurkunde vorlegen.
In den USA ist es indes weniger üblich, solche Identitätsnachweise zu besitzen. Die meisten Menschen nutzen als Ausweisdokument ihren Führerschein. Diesen können aber auch Nicht-Staatsbürger*innen erhalten.
Sich mit dem Führerschein bei einer Wahl auszuweisen, soll gemäß des neuen Gesetzesentwurfes des Staatssekretärs New Hampshires zukünftig nicht mehr möglich sein - vor allem um Wahlbetrug zu vermeiden. Das New Hampshire Youth Movement sieht darin eine große Gefahr vor allem für junge Wähler*innen.
Der Vorwurf der Klage lautet, dass die neue Regelung es vor allem für junge Menschen und Studierende schwerer machen werde zu wählen, die seltener direkten Zugang zu der limitierten Auswahl an Ausweisdokumenten haben, mit denen sie ihre Staatsbürgerschaft nachweisen können. Die notwendigen Dokumente zu erhalten ist außerdem zeit- und kostenintensiv.
Wahlbetrug und Wählen durch Nicht-Staatsbürger*innen sei sehr selten. Die Kläger*innen fordern daher, den Gesetzentwurf auf Eis zu legen.
Junge Menschen sind zusehends vom binären politischen System der USA entfremdet. Das zeigt auch die Parteizugehörigkeit bei der Wählerregistrierung.
Die Mehrheit der jungen Menschen zieht es vor, unabhängig zu bleiben. Die wenigen Kandidat*innen dritter Parteien wie z. B. Bernie Sanders oder Jill Stein mögen manche mit ihren Inhalten zwar mehr überzeugen, haben aber kaum eine Chance, eine Wahl zu gewinnen.
Staaten, in denen weder Republikaner noch Demokraten die eindeutige Mehrheit haben und in denen somit Kandidat*innen bei der Präsidentschaftswahl gleiche Chancen auf einen Wahlsieg haben, nehmen vor diesem Hintergrund eine zentrale Rolle ein.
Eine kleine Anzahl dieser sog. Swing-States ist häufig wahlentscheidend und somit besonders umkämpft.
Gerade in diesen Staaten war die Wahlbeteiligung 2024 entsprechend hoch.
betrug die Jugend-Wahlbeteiligung in den Swing States Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin
betrug die Jugend-Wahlbeteiligung im Rest des Landes
Besonders Studierende können es sich zuweilen aussuchen, wo sie wählen möchten. Norin hat sich für den Swing State Georgia gegenüber ihrem Heimatstaat Virginia entschieden. "Ich denke einfach, dass meine Stimme hier mehr zählt. Außerdem studiere ich hier. Ich lebe hier in neun von 12 Monaten, viele Dinge die hier entschieden werden, betreffen mich hier mehr, als wenn ich zu Hause bin."
Wählen wird so auch zur Strategie. Die eigene Stimme könnte an einem Ort mehr bewirken als an einem anderen. Manchmal geht es dabei darum, wofür man sich lieber einsetzen möchte. Und manchmal darum, wogegen man sich wehren will.
Und Wählen, um einen anderen Kandidaten zu verhindern, ist in kaum einem Land ein so großes Problem, wie in den USA.
Doch der ewige Appell, größeres Übel abzuwenden, frustriert. Besonders wenn man mit der Alternative unzufrieden ist. Eine kreative Initiative bietet einen Ausweg: Swap your Vote.
Der Gedanke hinter SwapYourVote ist folgender: Zwei Wähler*innen finden sich online zusammen und tauschen dann ihre jeweiligen Stimmen. So kann man z. B. eine Stimme gegen Trump in einem Swing State gegen eine Protest-Stimme für eine*n Kandidat*in einer dritten Partei in einem anderen Staat eintauschen, der weniger wahlentscheiden ist. Trump-Gegner*innen hatten auf diesem Weg die Möglichkeit, indirekt gegen den Republikaner zu stimmen, gleichzeitig aber auch ein Zeichen gegen die Demokraten zu setzen, wenn sie mit deren Politik ebenfalls nicht einverstanden waren.
Das sogenannte vote pairing ist legal. Und erfolgreich: Laut swapyourvote.org haben mehr als 15.000 Menschen bei dieser Wahl teilgenommen.
Viele junge Wähler*innen wissen nicht im Detail, was bei einer Wahl passiert.
Haben sie das komplexe Registrierungsverfahren hinter sich gebracht, werden viele am Wahltag selbst von einer Fülle an Optionen auf dem Wahlzettel überrascht. Nicht selten werden neben dem*der Präsident*in lokale Ämter oder Bürgerentscheide gleichzeitig mitabgefragt. Das kann schnell überfordern.
Alyssa ist 24 Jahre alt. Sie engagiert sich in der Organisation Florida Student Power dafür, junge Menschen zum Wählen zu mobilisieren und ihnen zu erklären, wie man wählt. Sie freut sich über die Initiativen, die sie in dieser Wahl gesehen hat - aber betont auch die Wichtigkeit, auf Menschen zuzugehen und sie umfangreich zu informieren.
Das beginnt bei der Registrierung und endet mit dem Ausfüllen des Wahlzettels.
Einig sind sich viele, dass politische Bildung tragend dafür ist, dass junge Menschen wählen gehen und Demokratie aktiv mitgestalten. Doch wer sollte diese Arbeit in den USA leisten?
Raum für politische Bildung oder civic education sollte eigentlich an Schulen sein. An öffentlichen Schulen aber verschwinden politische Themen und aktuelle Nachrichten mehr und mehr vom Lehrplan.
Emma Humphries ist Chief Education Officer bei iCivics. Die Organisation hilft Lehrkräften dabei, politische Inhalte im Klassenzimmer zu besprechen und unterstütz mit Materialien, Spielen und Lehrkonzepten. In den vergangenen Jahren sei das auch immer notwendiger geworden, sag sie.
Mitverantwortlich für die Unsicherheit sind auch eine Reihe neuer Gesetze, die reglementieren sollen, was Lehrkräfte unterrichten dürfen und was nicht.
Mehr als 30 Gesetze gibt es bereits in den USA, die sogenannte DEI-Inhalte (Diversity, Equity, Inclusion), also Inhalte im Kontext von Diversität und Gleichberechtigung, in Lehrplänen einschränken sollen. 10 davon wurden bereits von Staaten angenommen und implementiert.
Wie sollten Lehrende damit umgehen? Was für Lösungsansätze gibt es, im Unterricht über Politik und Wahlen zu sprechen, ohne dabei parteipolitische Konflikte auszulösen?
Die zunehmende Polarisierung wird für die politische Bildung in den USA immer mehr zum Problem. Das spürt auch Antonella an ihrer Uni. Sie ist 19 Jahre alt und wählt in diesem Jahr zum ersten Mal.
Ein großer Teil der Schüler*innen in den USA erfährt wenig bis garkeine politische Bildung.
Die Lücken, die entstehen, wenn es um Austausch und ganz drängende Fragen zum Wahlprozess geht, füllen oftmals nicht-staatliche Organisationen, wie die von Alyssa.
Besonders Universitäten bieten oft den Rahmen, um ihre Studierenden über die Wahl und die notwendigen Schritte zur Wählerregistrierung zu informieren.
So auch den 18-jährigen Martin, der 2024 zum ersten Mal wählt: "An meiner Uni ist jemand auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich zum Wählen registriert bin . Als ich Nein sagte haben sie mir im Prinzip durch den kompletten Prozess durch geholfen - jetzt bin ich registriert und kann wählen."
Doch längst nicht alle US-Amerikaner*innen studieren. So überrascht es wenig, dass die Registrierungsquoten mit dem Grad des Schulabschlusses sinken.
Wählen wird so auch eine Frage des Bildungsstands.
Wer weiß, wie gewählt wird, muss sich am Ende dann noch entscheiden, für wen. Das ist alles andere als trivial.
Laut Emma Humphries kann es durchaus notwendig sein, etwas nachzubohren, um von jungen Menschen zu erfahren, was sie wirklich bewegt und welche Themen sie interessieren: "Es braucht manchmal eine Weile, bis sie ihre Interessen wirklich ausdrücken können - weil sie wahrscheinlich noch nie vorher danach gefragt wurden."
Viele junge Menschen greifen auf soziale Medien zurück, um sich über aktuelle Nachrichten und die Botschaften der Kampagnen zu informieren.
Der Content kommt dabei von klassischen Nachrichtenmedien, von den Kampagnen selbst und von (teilweise unabhängigen) Influencer*innen, die über aktuelle Ereignisse informieren oder ihre Sichtweise zu den Wahlen teilen. Sich umfassend zu informieren, nehmen viele sehr ernst.
Memes, Witze und Limettengrün: Mit KamalaHQ hat die Harris-Kampagne eine wohl einzigartige politische Kampagne in den sozialen Netzwerken gefahren und damit Millionen erreicht, auch über die Wahl hinaus. Viele Referenzen richteten sich explizit an GenZ-Wähler*innen.
der befragten jungen Menschen haben 2020 politische Inhalte im Internet geteilt
Die Fallstricke der Informationswelt im Internet insgesamt und in den sozialen Netzwerken im Besonderen sind den jungen Menschen dabei deutlich bewusst. Viele Sorgen sich um Falschinformationen, aber auch um eine politische Färbung der Informationen. Sich davor zu schützen, erfordert oft viel Arbeit und entsprechende Kompetenzen. Nicole appelliert:
Insbesondere die Harris-Kampagne setzte auf Kreativität, Humor und Leichtigkeit wenn es darum ging, Wähler*innen zu erreichen. Sogar Superstars wie Taylor Swift mischten sich ein und riefen zur Wahlregistrierung auf. Doch, hat das junge Menschen wirklich erreicht? Martin ist kritisch.
In einem gespaltenen Land, das sich immer weiter polarisiert, geraten Lehrkräfte immer häufiger zwischen die Fronten. Die Grenzen zwischen dem logistischen Wissen zum Wahlsystem und den politischen Inhalten verschwimmen immer mehr, Lehrkräfte werden immer vorsichtiger, was sie in ihrem Klassenzimmer thematisieren möchten. Das verunsichert auch junge Menschen und hindert sie im schlimmsten Fall daran, die Fragen zu stellen, die sie wirklich interessieren.
So könnte ein Teufelskreis entstehen: Durch mangelnden offenen und konstruktiven Austausch driften die Seiten weiter voneinander weg, die Stimmung wird immer angespannter.
Organisationen wie iCivics und Florida Student Power sind Beispiele gemeinnütziger Organisationen und Initiativen, die dem begegnen und Menschen auf Augenhöhe informieren. Doch ob junge Menschen mit dieser Information in Kontakt kommen, ist oft eine Frage der Umstände.
Ohne die Infrastruktur einer Universität oder engagierte Lehrkräfte wird es immer schwieriger, junge Menschen zu erreichen und mit neutralen Informationen zu versorgen.
Fehlt dieser Zugang in jungen Jahren, könnten sich die Auswirkungen lange fortsetzen. Emma Humphries betont:
Wählen ist eine Gewohnheit. Der beste Indikator dafür, ob jemand wählen wird, ist, ob die Person bei der vorherigen Wahl gewählt hat.
Mit der Wiederwahl Donald Trumps ins Weiße Haus wachsen bei einigen die Sorgen, dass die US-Demokratie in Gefahr sein könnte.
Bei den wichtigen Themen der Wahl 2024 rangierte das Thema Demokratie jedoch auf den hinteren Plätzen, auch bei jungen Menschen.
Die Demokratie ist widerstandsfähig genug!
Das ist die einhellige Meinung der jungen Demokraten in Albuquerque. Dass sich die USA in eine Diktatur verwandeln könnten, das halten die meisten für unrealistisch. Auch weil es genug politische Instanzen gebe, die das verhindern könnten.
Dass die USA der Demokratie den Rücken kehren könnte, daran glaubt auch Nicole nicht.
Nicole ist ein gutes Beispiel für junges Engagement in den USA. Sie kommt aus Miami, ist 22 Jahre alt und die Tochter kubanischer Immigranten. Sie engagiert sich in der Organisation Florida Student Power, in der sie sich dafür einsetzt, dass junge Menschen wählen:
Hoffnung: Das ist Begriff, der immer wieder zur Sprache kommt. Wenn sich junge Menschen engagie-ren, dann meist in dem Willen, andere junge Menschen hoffen zu lassen. Darauf, dass Veränderung möglich ist. Darauf, dass junge Stimmen eben doch gehört werden. Darauf, dass sie Kontrolle über die eigene Zukunft haben.
Klima, Gleichberechtigung, LGBTQ+, die jungen Konservativen, die jungen Demokraten: In den USA gibt es hunderte Organisationen für unzählige Themen überall auf dem demokratischen Spektrum. Neben den Jugend-Organisationen der politischen Parteien gibt es auch Organisationen, die sich gegen Waffengewalt, für Frauen, für queere Jugend, Wähler*innenrechte und vieles mehr einsetzen.
Demokratie, das ist in den USA auch eine Frage des Nationalstolzes. Doch wie diese Demokratie gelebt wird, dafür gibt es nicht nur einen Entwurf. Wählen ist das eine - auch wenn systemische Hindernisse das vor allem für junge Menschen schwer machen - Engagement ist das andere.
Es gibt junge Menschen, die sich dazu entscheiden, ihre Freizeit in politischen Gruppen, oder, wie in diesem Sommer, im Wahlkampf zu verbringen. Dafür gibt es viele, oft sehr persönliche Beweggründe.
der jungen Menschen gehörten 2020 einer politischen Gruppe an
Politische Gruppen sind ein wichtiger Bestandteil der politischen Zivilgesellschaft. Junge Menschen vernetzen sich dort und schätzen den sozialen Austausch.
Das zeigt sich auch bei einer Watch-Party des TV-Duells zwischen den Kandidaten um die Vizepräsidentschaft JD Vance (GOP) und Tim Walz (DEM) der jungen Demokraten. Die Teilnehmenden kennen sich gut, freuen sich, sich zu sehen. Das politische Spektakel auf dem Bildschirm gerät schnell in den Hintergrund, es wird angeregt gequatscht.
Viele sagen auf die Frage, warum sie Mitglied einer politischen Gruppe sind, dass sie hier auch ihre Freunde treffen. Viele von ihnen gehen auf dieselbe Uni. Das ganze sei auch ein soziales Event.
Soziale Bande können der Schlüssel für politisches Engagement sein, sagt Nicole:
Es ist ein sonniger Sonntagnachmittag im Oktober. Eine klassische Demo: Schilder, Sprechgesänge, Megafone. Hier demonstrieren Menschen in New York gegen eine Trump Rallye, die im Madison Square Garden auf der anderen Straßenseite stattfindet.
Was hier allerdings auffällt ist, dass es vor allem ältere Menschen sind, die hier protestieren. Zwischen ihnen die wenigen Ausnahmen: Maya und und May sind 19 Jahre alt und demonstrieren hier heute mehr zufällig.
“Wir sind zufällig vorbeigekommen und jemand hat uns ein Schild in die Hand gedrückt. Und wir dachten: Okay, da machen wir mit.” Die beiden erzählen, dass sie gar nicht gewusst haben, dass hier heute eine Trump-Rallye stattfindet. “Aber ich bin so nervös wegen der Wahl, deswegen dachte ich, hier muss ich stehen bleiben.”
Sie sorgen sich vor allem über die Klimakrise, sprechen klar über ihre Ängste, wie eine weitere Trump-Präsidentschaft den Kampf gegen die Klimakrise beeinträchtigen könnte. Thematisch und kommunikatorisch fühlen sich beide von der Harris-Kampagne gut abgeholt.
Ich finde die Harris-Kampagne macht einen guten Job, sich mit GenZ zu vernetzen.
An der Harris-Kampagne schätzen die beiden vor allem den Humor, mit dem sich die Demokraten im Internet präsentieren. Die Leichtigkeit kommt gut an und steht im klaren Kontrast zur Stimmung an diesem Sonntagnachmittag. Sie ist aufgeladen - Trump-Anhänger*innen und Demonstrierende schreien sich an, es kommt zu Beleidigungen. Die Polizei ist jederzeit bereit, einzugreifen.
Weiblich, divers, mit Migrationshintergrund: Beim politischen Engagement gibt es Trends, die ein klares Bild davon zeichnen, wer sich politisch engagiert - egal ob in Gesprächen im privaten Umfeld, durch ehrenamtliche Arbeit oder die Teilnahme an Demonstrationen.
Diese Trends sind besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Grundvoraussetzungen für junge Menschen of Color von struktureller Benachteiligung meist schlechter sind, als für ihre weißen Altersgenoss*innen.
Eine schlechtere Bildung und weniger Unterstützung dabei, teilzuhaben, wirkt sich auch negativ auf die Wahlbeteiligung aus: Besonders Schwarze, multikulturelle und junge Menschen ohne Universitätsbildung haben laut einer Umfrage seltener angegeben, dass sie sich gut politisch gebildet fühlen und als Folge auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit zur Wahl gehen.
Junge Menschen engagieren sich vielfältig - und anders als ältere Generationen. Der Fokus liegt dabei auf kreativen Lösungen und sozialem Miteinander.
An kreativen Ideen und bedeutsamem Engagement mangelt es nicht. Viele, die sich in Gruppen engagieren, sind bestens vernetzt und mit ganzer Kraft dabei. Systemische Kritikpunkte junger Menschen werden dabei oft mit Eigeninitiative angepackt. Soziale Netzwerke bieten dabei zusätzlich eine Plattform, um Informationen zu verbreiten und sich mit neuen Mitgliedern zu vernetzen. All das macht eine Menge Arbeit und bedingt ein großes Maß an Initiative.
Diese Form von Engagement stellt eine Spitze dar, mit jungen Menschen, die überdurchschnittlich gut informiert und vernetzt sind. Am anderen Ende des Spektrums stehen viele, die Politik aus ihrem Leben ausklammern - aus Desinteresse, Desillusionierung, oder aus Prinzip.
Ein junger Barkeeper in Albuquerque erklärt, dass er keine Politik in seinen Bars erlaubt. Auch privat würde er nie mit seinen Freunden und Verwandten über Politik sprechen. Wählen gehe er trotzdem.
Ich komme aus North Dakota, einem roten Bundesstaat. Er hat nur drei Wahlmänner, ihr Einfluss ist also gering, aber die Bevölkerung steht total hinter Donald Trump. Wenn ich in Deutschland mit Menschen ins Gespräch komme und die Wahl Thema wird, denken viele von mir, dass ich auch für Trump bin. Zumindest diejenigen, die mich weniger gut kennen.
Sachsen möchten wegen der hohen Zustimmung zur AfD in ihrem Bundesland nicht pauschal als Rassisten eingestuft werden. Dasselbe gilt für die Menschen in North Dakota.
Ich bin keine Republikanerin. Ich sage das offen, damit habe ich kein Problem, auch gegenüber denen die Trump gut finden. Die Sachsen erlebe ich als wirklich interessiert an den US-Wahlen und der Politik, für die beide Kandidaten stehen. Dabei fällt mir auf, dass es häufig um die Frage geht, wie stereotyp politische Ansichten sind.
Sachsen möchten wegen der hohen Zustimmung zur AfD in ihrem Bundesland nicht pauschal als Rassisten eingestuft werden. Dasselbe gilt für die Menschen in North Dakota. Mein Vater unterstützt die Demokraten und ist trotzdem patriotisch eingestellt. Meine gesamte Kernfamilie wählt Kamala Harris. Bei meiner erweiterten Familie bin ich mir nicht so sicher, da sind die Republikaner eher vorne. North Dakota ist Raw America, Kernland. Die Mobilität der Menschen ist gering, das Einkommen oft auch. Landwirtschaft und Bergbau sind die zentralen Wirtschaftszweige, der Staat ist ländlich. Die Generationen vererben ihre Ressourcen – und die Anstrengungen, die sich damit verbinden. Armut und soziale Benachteiligung treiben die Familien um. Mein Bruder ist in diesem Jahr Vater geworden. Er ist jetzt für den Broterwerb verantwortlich, entsprechend ist der Job das, was ihm die Politik garantieren muss. So geht es vielen. Da hat Donald Trump einfach den größeren Zuspruch, weil er rhetorisch vermittelt, dass er hinter den einfachen Bürgern steht und zusichert, dass sie täglich Essen auf den Tisch ihrer Familien bringen können.
Armut und soziale Benachteiligung treiben die Familien um.
Die Demokraten stehen dafür, dass die USA auf der Weltbühne ein verlässlicher Partner sind. Die Wahrnehmung bestätigen mir die Gespräche, die ich in Deutschland führe. Unter Barack Obama waren die internationalen Beziehungen top und er als Präsident beliebt. Donald Trump hat als sein Nachfolger unser Land schwach aussehen lassen, mehr als Bedrohung der internationalen Gemeinschaft denn als Stütze und Gestalterin. Die Themen im US-Wahlkampf sind in den deutschen Medien deshalb andere als bei uns.
Der Zugang zu politischen Informationen und Nachrichten ist ganz unterschiedlich, Medienkompetenz steht und fällt mit den Alltagssorgen der Menschen.
In Sachsen treffe ich beide, Trump-Anhänger und Harris-Fans, jeder ist von einem fasziniert und vom anderen genervt, aber auf andere Art und Weise wie bei uns. Die rhetorische Polarisierung kommt vor den Inhalten. Trumps Zuspruch erklärt sich wirklich am besten mit den Ausmaßen unseres Landes. Dass er halb Amerika hinter sich hat, liegt an diesen Dimensionen. Der Zugang zu politischen Informationen und Nachrichten ist ganz unterschiedlich, Medienkompetenz steht und fällt mit den Alltagssorgen der Menschen. Das wirkt auf mich in Deutschland anders. Meine jüngeren Geschwister sind zum Teil unpolitisch. Ich selbst wurde früher auch nicht zum Wählen ermutigt. Inzwischen sage ich: „Wählt! Es sichert die Demokratie.“ In North Dakota werden junge Menschen automatisch als Wählende registriert, sobald sie volljährig sind. Das entscheidet jeder Staat für sich, woanders müssen sich Erstwählende kümmern und mit ihrem Ausweis bei der Behörde vorsprechen. Amerika ist ein riesiges Land.
Ich habe Ende August Briefwahlunterlagen beantragt und erhielt auch die Bestätigung, dass sie versendet wurden. Sie sind bis heute nicht angekommen. Ich habe noch zwei Optionen: Entweder ich wähle online, drucke meinen Wahlschein aus, schicke ihn per Post und hoffe, dass er rechtzeitig ankommt, oder ich bringe ihn aufs nächstgelegene US-Konsulat, das ihn für mich verschickt. Digital abstimmen kann ich für North Dakota nicht, dazu müsste ich in einem anderen Bundesstaat gemeldet sein, der das anbietet.
Ich kann gut verstehen, dass Kamala Harris Deutschland lieber wäre.
Micah bringt den Bildschirm seines Laptops in den perfekten Winkel, dass ihn die Sonne, die hinter ihm kräftig golden ins Zimmer scheint, nicht blendet. Dann ist der junge Mann startklar für das Videogespräch zur anstehenden US-Wahl. Vor sechs Wochen hat er das Studierendenwohnheim im Freiburger Westen bezogen, das möblierte Zimmer, sein Zuhause in den kommenden Monaten, wirkt noch etwas kahl, aber nicht unfreundlich. Ein Stadtplan der badischen Gast-Universitätsstadt hängt an der Tür. Ein Kommilitone brachte einen Wimpel des Fußball-Lokalmatadors SC Freiburg mit. Micah hat das schwarzweiße Emblem an die Wand geheftet, obwohl in seinem US-Heimatstaat Pennsylvania Baseball und Eishockey wichtiger sind als Fußball. Symbole, die auf Micahs politische Sympathie im Endspurt des Wahlkampfs hindeuten, sucht man vergebens. „Ich weiß, in Amerika sind wir offener mit unserer politischen Meinung als in Deutschland“, bestätigt der 22-Jährige, „dort kann man jeden fragen, wen er oder sie wählt. Die Deutschen sind zurückhaltend.“ So erlebt der Student auch seine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner auf dem Stockwerk, wobei das Semester erst begonnen habe. „Die interessiert, was ich von beiden Kandidierenden halte, aber wem ich konkret meine Stimme gegeben habe, die Frage kam nicht vor.“
Micah hat schon gewählt. Per Briefwahl. Und – damit die Frage zumindest einmal direkt an ihn gerichtet wird – er hat Donald Trump gewählt. Der Hinweis, die Hauptstadt des Staates Pennsylvania hieße Harrisburg, entlockt ihm ein Lächeln, dann sagt er: „Wir sind ein Swing-State. Möge der Bessere gewinnen.“ Für ihn ist der Bessere der Kandidat der Republikaner. 2020, als Micah Erstwähler war, ging Pennsylvania an die Demokraten.
Er ist gegen das Establishment. Er ist nicht vom Deep State manipuliert.
„Trump kann das“, begründet der Student die Wahl. Gemeint ist das Präsidentenamt. „Er ist gegen das Establishment. Er ist nicht vom Deep State manipuliert.“ Schattenstaat, Micah nutzt hier eine Formulierung, die man von Donald Trump bereits 2016 hörte. Gemeint ist ein angebliches Netzwerk föderaler Regierungsinstitutionen und -bediensteter, das im Hintergrund der gewählten Regierung operiert. „Trump ist ein Entscheider. Er denkt wie ein Unternehmer, nicht wie ein Politiker.“
Zum Stichwort 6. Januar 2021, dem Sturm auf des Kapitol, nickt Micah und sagt: „Das war kriminell. Ich gehe davon aus, dass sich das nicht wiederholt.“ Eine Wahl sei eine Wahl, kein Handel. Dort, in der Wirtschaft, sieht der junge Mann Donald Trump kompetenter als seine demokratische Gegnerin, deshalb sei es ihm entgegengekommen, dass er mit wirtschaftspolitischen Themen auf die Menschen zugegangen sei. „Kamala Harris hat sich im Wahlkampf lange nur zum Recht auf Abtreibung geäußert. Das ist absolut ein Thema, aber für wenige. Es sichert nicht die Zukunft von Millionen Amerikanerinnen und Amerikanern. Im Moment läuft es schlecht, die Preise sind explodiert, gerade Menschen mit mittlerem Einkommen wurden abgehängt.“
Den Menschen in Amerika geht es nicht mehr so gut. Mit einer Trump-Regierung wird sich die Wirtschaft stabilisieren.
Micah kommt aus einer mittelständischen Familie. Seine Eltern haben einen Betrieb. Dass Aufträge ausgeführt aber die Rechnungen später als vereinbart beglichen würden, erlebe sein Vater „andauernd“, berichtet der Sohn, „aber Dad muss auch seine Angestellten bezahlen“. Dass er zwei Semester in Freiburg studieren könne, verdanke er einem Austausch-Stipendium. „Den Menschen in Amerika geht es nicht mehr so gut. Mit einer Trump-Regierung wird sich die Wirtschaft stabilisieren. Davon gehen die Preise nicht sofort runter, aber über Konsum kann man reden“, findet Micah – und lobt: „Klimaschutz ist in Europa besser aufgestellt.“
Obwohl er erst wenige Wochen in Freiburg lebt, ist dem jungen Mann schon bewusst, „dass die Themen transatlantisch ähnliche sind: Wirtschaft, Einwanderung, Sicherheit“. Dazu der Krieg zwischen der Ukraine und Russland und der Nahost-Konflikt. Dass in Deutschland die Unterstützung Donald Trumps gering ausfällt – „dennoch gibt es sie“, betont Micah – kann er akzeptieren. „Für Europa sind die USA der wichtigste internationale Partner. Die Beziehung würde Kamala Harris als Präsidentin konsequent fortführen, auch mit der NATO. Ich kann gut verstehen, dass Kamala Harris Deutschland lieber wäre.“
Micah spricht den Namen der Kandidatin korrekt aus, beim Hinweis darauf zuckt er mit den Schultern und sagt: „Ja, es gibt Leute bei uns, die ihn absichtlich falsch aussprechen und lächerlich machen. In den Medien gibt es total viele Witze darüber. Das finde ich beschämend. Auf sowas bin ich nicht stolz, auch darauf nicht, wie viele Republikaner abfällig über Frauen sprechen.“ Er überlegt kurz, dann fügt er an: „Die Demokraten machen das auch nicht besser.“ Räumt er Kamala Harris überhaupt Chancen auf den Sieg ein? „Nein“, sagt Micah, „dazu war sie als Vize zu blass. Sie hat mich nicht überzeugt. Sie hat niemanden überzeugt. Sie hat als Kandidatin nach Bidens Rückzug eine respektable Aufholjagd gestartet. Aber sie ist nicht bis zu den Menschen gekommen.“
Damit endet das Gespräch. Einige Tage darauf meldet sich Micah noch einmal, ihm sei das Gesagte erneut durch den Kopf gegangen, meint er. Er äußert Vorbehalte, seine Stimme namentlich veröffentlicht zu wissen. Der Aufenthalt in Freiburg mache doch etwas mit ihm, begründet der Student. Er befürchtet Kritik im Wohnheim und an der Hochschule. Dass ein konstruktiver Dialog entsteht, glaubt er nicht. Die Stimmung sei Anti-Trump und er habe sein akademisches Auslandsjahr noch vor sich, das wolle er genießen und „ein guter Botschafter der USA sein, nicht als Rassist gelten oder jemand, der Frauen diskriminiert“, weil er Trump gewählt habe. „Ich unterstütze Trump, weil er für meine Nation die bessere Wahl ist.“ Auf den Kompromiss, dass seine Stimme anonymisiert erscheint, lässt sich Micah dann ein. Micah heißt in Wahrheit anders. Aber auch seine Sicht wirft ein Schlaglicht auf die transatlantischen Bedingungen. Möglich, dass er am Ende seines Aufenthaltes in Deutschland anders urteilt, den Hinweis darauf gibt ein Satz, den er mehr zu sich selbst sagt als es darum geht, wie tolerant man in Freiburg mit seinem Standpunkt umgehen werde: „Es ist ok, die Republikaner zu wählen. Demokratie hat Gegensätze. Aber aktuell sind die Extreme groß und die Gesellschaft ist polarisiert, bei uns in den USA und in Deutschland.“
Sarah Sendner arbeitet als freie Journalistin und lebt seit 2021 in New York City. Für das IJAB USA-Special reiste sie im Sommer 2024 durch die USA, um mit jungen Menschen zu sprechen. Sie fing die Stimmen ein, die einen Großteil dieses Specials mit Leben füllen und war mittendrin im Wahlkampfgeschehen. Ihre Einschätzung zu dem, was sie im Zuge ihrer Recherchen zusammengetragen und erfahren hat sowie dazu, wie dies vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation eingeordnet werden kann, fasst sie in diesem Kommentar zusammen.
Sarah Sendner, New York
Als Donald Trumps zweite Amtszeit in den frühen Morgenstunden des 6. November 2024 Gewissheit wird, feiern viele junge Menschen eine Art Befreiung. Sie hoffen, dass sich ihre finanzielle Lage nun schnell ändern wird. Sie hoffen, dass sie nun in ein Leben aufbrechen, wie der amerikanische Traum es vorgesehen hat. Ein eigenes Heim, eine Familie, sorglos alt werden. In der Hoffnung auf dieses Leben haben viele junge Menschen Donald Trump ihre Zukunft anvertraut. Die Demokraten können an ihre Erfolge von 2020 nicht anknüpfen – werden in manchen Staaten hart von jungen Menschen abgestraft. Doch eine zweite Amtszeit unter Donald Trump könnten bittere Jahre für junge Menschen werden.
Trumps wirtschaftspolitische Pläne könnten dazu führen, dass die Preise weiter steigen, der Wohlstand der Amerikaner in Gefahr gerät. Tech-Billionäre in der Regierungsarbeit könnten die schützende Hand vor Ausbeutung großer Konzerne lähmen. Kursierende Pläne zum Umgang mit Migration und der bereits begonnene Angriff auf die Grundrechte von Frauen sind eine moralische Bankrotterklärung. Die Klimakrise wird zum links-liberalen Randthema degradiert.
All das betrifft junge Menschen disproportional. Junge Menschen profitieren seltener von Steuergeschenken und einem florierenden Aktienmarkt und haben weniger finanzielle Resilienz bei ökonomischen Turbulenzen. Sie würden mehr unter der ausbleibenden Unterstützung eines dezimierten Staatsapparats leiden. Sie sind schutzloser gegen die Macht großer Konzerne, auf die sie angewiesen sind. Sie würden die Folgen einer staatlich reglementierten Familienplanung in erster Hand spüren. Und das Ausbleiben von Maßnahmen gegen den menschengemachten Klimawandel wäre ein direkter Angriff auf ihre Zukunft.
Doch Trumps Erzählungen hatten viele wenig entgegenzusetzen. Zu losgelöst ist die Schulbildung in einem Land, in dem sich Lehrkräfte vor den Konsequenzen geschichtsnaher Debatten fürchten. Was bleibt, ist eine Generation junger Menschen, die nicht lernt, konstruktive Debatten zu führen und Informationen unaufgeregt einzuordnen.
Sie treffen auf ein Wahlsystem, das junge Menschen bewusst außen vorlässt. Dessen bürokratische Hürden nur mit Bildung, Partizipation und Reform zu überwinden wären. Ein Teufelskreis.
So besteht die Gefahr, dass nach der zweiten Trump-Präsidentschaft eine Generation ins Zentrum der Gesellschaft rückt, die von Trumps unerfüllten Versprechungen desillusioniert wurden und jenen, die zum Eintritt ins Erwachsenenalter mit Angst, Verfolgung und der Kompromittierung elementarer Grundrechte konfrontiert waren.
Diesen Schäden zu begegnen könnte lange dauern. Doch die Ansätze aus der Gegenwart machen Mut für die Zukunft: Kreative, eloquente, bestens vernetzte und emotional intelligente junge Menschen legen schon jetzt den Grundstein für Resilienz, Hoffnung und Veränderung. Doch sie werden einen langen Atem brauchen, um die Ernte ihrer Arbeit einzufahren.
Welche Themen sind 2024 für junge US-Amerikaner*innen wichtig?
Interessieren sich junge Menschen nicht für Politik?
Sarah Sendner
Für IJAB reiste Sarah Sendner durch die USA, recherchierte zu Jugendthemen und fing die Stimmen junger Menschen ein.
Sarah Sendner ist in Essen geboren und arbeitet als freie Journalistin. Seit 2021 lebt sie in New York. Mit einem Fokus auf Wirtschaft und Politik berichtet sie vor allem für das Handelsblatt, ntv und Forbes. Ihre Verbindung in die USA reicht viele Jahre zurück. 2011 verbrachte sie die 10. Klasse an der Gettysburg Area High School in Pennsylvania, wirkte danach noch viele Jahre beim internationalen Jugendaustausch mit und baute auch beruflich auf eine tiefe Neugierde für die größte Volkswirtschaft der Welt. "Nach Jahren der internationalen Entfremdung und in angesichts einer zweiten Trump-Präsidentschaft war der Blick in die USA wohl nie wichtiger. Es bewahrheitet sich immer wieder und immer noch: Viele gesellschaftliche Trends, beginnen in den USA und zeigen sich in vielen anderen Teilen der Welt.“
Dr. Tanja Kasischke
Für IJAB fing Tanja Kasischke die Stimmen von in Deutschland lebenden US-Amerikaner*innen ein.
Dr. Tanja Kasischke ist Journalistin mit den Arbeitsschwerpunkten Kinder- und Jugendthemen, kulturelle Bildung, Literatur und Theologie. Sie hat Geschichte studiert und wurde mit einer Arbeit zum religiösen Feld in den USA der Vorbürgerkriegsära promoviert. Sie hat an der US-Ostküste gelebt und ist inzwischen in Berlin zu Hause.
Die Zahlen und Daten in diesem Special beruhen auf Analysen des Center for Information & Research on Civic Learning and Engagement (CIRCLE) des Jonathan M. Tisch College of Civic Life an der Tufts University in Medford, MA.
Die Erzählungen und Analysen wurden von den Autor*innen des Specials recherchiert und aufgearbeitet.
Herausgeberin:
Godesberger Allee 142 - 148 D-53175 Bonn
Tel: +49 (0)228-9506-0 E-Mail: usa@ijab.de Internet: www.ijab.de
Verantwortlich: Daniel Poli
Redaktion: Elena Neu
Autor*innen: Sarah Sendner Dr. Tanja Kasischke
November 2024